Investmentfonds: Wann ist ein Fonds defensiv, ausgewogen oder offensiv? Eine praxisnahe Analyse anhand des boerse.de-Weltfonds

Investmentfonds: Wann ist ein Fonds defensiv, ausgewogen oder offensiv? Eine praxisnahe Analyse anhand des boerse.de-Weltfonds
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

ehrlich gesagt habe ich anfangs ganz schön gestaunt und mich dann riesig gefreut! Als ich am Montag einen täglich erscheinenden Newsletter speziell für Fonds- bzw. Fondsvertriebs-Gesellschaften in meiner Mittagspause gelesen habe, ist mir ein Fondsvergleich von der Firma MMD Analyse & Advisory GmbH ins Auge gesprungen. In diesem Vergleich ist der boerse.de-Weltfonds in der Kategorie „Vermögensverwaltungs-Fonds flexibel“ aufgrund seiner tollen Performance im ersten Halbjahr 2024 auf Platz drei gelistet, wobei der Fonds im Rahmen des Ein- und Drei-Jahres-Rankings mit jeweils vier Sternen, und für das Fünf-Jahres-Ranking sogar mit fünf Sternen, bedacht wurde. Ein wirklich tolles Ergebnis!

Dabei drängt sich natürlich die Frage auf, was sich hinter der Kategorisierung „VV-Fonds flexibel“ verbirgt. Recherchiert man auf der Internetseite der Rating-Firma, dann sind bei der Kategorie „VV-Fonds flexibel“ die folgenden Eigenschaften hinterlegt: „Hoher Wertzuwachs bei größeren Wertschwankungen“ und „für Anleger geeignet, die bereit sind, dem Fondsmanagement einen hohen Ermessensspielraum einzuräumen. Die Bandbreite für schwankungsintensive Investments liegt zwischen 0% und 100%“.

Aber Moment mal: Sollte der boerse.de-Weltfonds nicht für risikoreduzierte Aktienmarktrenditen stehen und somit der Fonds für Ruhestandsanleger bzw. Defensiv-Investoren allgemein sein? Grund genug, die aktuelle Positionierung des boerse.de-Weltfonds zu hinterfragen und ggf. eine neue Standortbestimmung für den Fonds vorzunehmen.

Einfach investieren mit Investmentfonds



Investmentfonds sind eine wunderbare Sache für Anleger, die sich selbst nicht zutrauen oder einfach auch nur keine Lust bzw. Zeit haben, sich mit dem zielgerichteten Kauf und Verkauf von einzelnen Aktien zu beschäftigen. In einem Investmentfonds wird das Fondsmanagement mit all diesen Aufgaben betraut. Hierbei kommen in aller Regel speziell ausgebildete Personen mit einer entsprechenden Erfahrung zum Einsatz, die auch Zugriff auf professionelle Tools (wie z.B. Kursdatenbanken, Analyse-Software usw.) haben. Vor allem Mischfonds bzw. vermögensverwaltende Fonds liefern ein breites Spektrum an Fondslösungen, die primär in die drei Kategorien „defensiv“, „ausgewogen“ und „offensiv“ eingeteilt werden können.

Defensive Fonds zeichnen sich durch geringere Risiken aus, was beispielsweise zu einer niedrigeren Volatilität und einem geringeren Rückschlagpotenzial (maximaler Verlust) führt. Aufgrund des reduzierten Risikos weisen diese Fonds häufig auch eine geringere Renditeerwartung verglichen mit offensiven Fonds auf. Je mehr Risiken der Anleger bereit ist zu tragen, desto höher fällt normalerweise seine zu erwartende Rendite aus. Die höhere Renditeerwartung dient also als Kompensation für die Übernahme von größeren Risiken. Und wie der Name schon erkennen lässt, bewegen sich „ausgewogene Fonds“ bezüglich des Risikos und der Renditeerwartung irgendwo dazwischen.

Die sachgerechte Klassifizierung von Investmentfonds ist nicht immer leicht



So logisch und nachvollziehbar die Kategorisierung auf den ersten Blick erscheinen mag, so schwierig kann sich das Unterfangen in der Praxis gestalten. Betrachten wir beispielsweise den oben angesprochenen boerse.de-Weltfonds. Wie Anleger und interessierte Beobachter des boerse.de-Weltfonds wissen, wurde der Fonds mit dem Ziel der Erwirtschaftung von risikoreduzierten Aktienmarktrenditen konzipiert. Vor diesem Hintergrund sollte er für sehr konservative Anleger geeignet sein, die risikoreduziert investieren möchten, weil sie beispielsweise über einen nicht allzu langen Anlagehorizont verfügen. Dies trifft unter anderem häufig für ältere Anleger zu, weshalb der Slogan zum boerse.de-Weltfonds auch bisher „Der Champions-Fonds für den Ruhestand“ hieß.

Das vierstufige Konzept des boerse.de-Weltfonds zur Risikoreduktion



Die Risikoreduktion im boerse.de-Weltfonds basiert auf einem sehr ausgefeilten und wissenschaftlich fundierten vierstufigen Konzept. Das Anlageuniversum des boerse.de-Weltfonds besteht ausschließlich aus Champions-Aktien, also Qualitätstitel (Stufe 1). Es gibt diverse wissenschaftliche Studien die zeigen, dass Qualitätsaktien ein deutlich geringeres Rückschlagpotenzial aufweisen als ihre Peergroup (siehe z.B. Jagannathan und Zhang: A Return Based Measure of Firm Quality, NBER Working Paper No. 27859).

Darüber hinaus besteht der boerse.de-Weltfonds aus zwei Teilportfolios, die jeweils zu Jahresbeginn mit 50:50 gewichtet werden. Zum einen investiert das Basisinvestment-Portfolio in die 13 Top-Champions, die von Thomas Müller als besonders attraktiv eingestuft werden. Zum anderen wird in dem Aufbauinvestment-Portfolio in die bis zu 15 trendstärksten Champions-Werte investiert.

Da beide Teilportfolios nur einen geringen Gleichlauf aufweisen (also nur gering miteinander korreliert sind), kommt es hier zu einer weitergehenden Risikoreduktion durch Diversifikationseffekte (Stufe 2) [Anmerkung: Für die exakte Messung dieser Effekte und die darauf basierende Bestimmung von rendite-risiko-effizienten Portfolios wurde der renommierte US-amerikanische Ökonom Harry M. Markowitz 1990 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet].

Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Aufbauinvestment-Portfolio zu. Mithilfe des BOTSI®-Advisors [BOTSI steht für Best of Trends System Investment] wird dort rein regelgebunden in die bis zu 15 trendstärksten Champions-Werte investiert. Werden weniger als 15 trendstarke Titel identifiziert (z.B. 14, 13 …), so wird eben in diese investiert und die überschüssige Liquidität im Geldmarkt geparkt. In handfesten Crash-Phasen am Aktienmarkt kann es nun vorkommen, dass sich keine im Aufwärtstrend befindenden Aktien identifizieren lassen und der gesamte Anlagebetrag temporär im Geldmarkt angelegt wird, was zu einer Aktienquote von 0% in diesem Teilportfolio führt [Anmerkung: Aufgrund des immer zu 100% investierten Basisinvestment-Portfolios kann die Aktienquote im boerse.de-Weltfonds zwischen 50% und 100% variieren].

Diverse wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Trendfolge-Strategien ein sehr leistungsfähiges und kostengünstiges Instrument darstellen, um große Verluste am Aktienmarkt zu vermeiden (siehe z.B. Hurst, Ooi und Pedersen: A Century of Evidence on Trend-Following Investing, erschienen 2017 im Journal of Portfolio Management). Hierbei handelt es sich somit um die Stufe 3 zur Risikoreduktion.

Da sich Monatsrenditen sehr gut eignen, um Trends in den Zeitreihen zu identifizieren, erfolgt die dynamische Steuerung des BOTSI-Aufbauinvestment-Portfolios im Monatsturnus basierend auf Monatsschlusskursen. Das Portfolio wird dadurch transaktionskostenschonend mit ruhiger Hand gesteuert. Um jedoch auch innerhalb des Monats vor abrupten Kursrückgängen gewappnet zu sein, wird börsentäglich jeder einzelne Wert im Depot (ebenfalls mithilfe eines Trendindikators) auf einen möglichen Sicherheitsverkauf hin überprüft (Stufe 4).

Systematische Backtest-Analysen unter realistischen Rahmenbedingungen haben gezeigt, dass vor allem die trendbasierte Steuerung des BOTSI-Teilportfolios dazu geführt hat, dass große Werteinbußen – wie z.B. beim Platzen der Technologie-Bubble (2000 – 2002) oder auch während der Finanzkrise (2008/2009) – deutlich geringer ausgefallen sind als bei einem reinrassigen Aktieninvestment (wie z.B. dem MSCI World Index).

Die Sache mit der trendbasierten Anlagestrategie im BOTSI-Aufbauinvestment-Portfolio …



So schön, so gut. Als wir die trendbasierte Anlagestrategie im boerse.de-Weltfonds implementiert haben, stand damals klar die Vermeidung von großen Verlusten im Vordergrund. Jedoch gewährleistet unser regelbasierter BOTSI-Algorithmus auch, dass Aktien mit einem signifikanten Aufwärtstrend so lange konsequent gehalten werden, bis der Titel nicht mehr zu den trendstärksten Werten gehört. Und wie uns die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, können dabei auch außerordentliche Gewinne mit einzelnen Werten erwirtschaftet werden. Konkret:

Wie Sie sicherlich wissen, befinden sich die Aktienkurse einiger Technologiefirmen aufgrund des KI-Hypes seit dem Jahr 2023 in einem außerordentlichen Aufwärtstrend. Dies hat z.B. dazu geführt, dass der BOTSI-Algorithmus die Aktie von Nvidia am 28.04.2023 zum Kurs von 25 Euro im Aufbauinvestment-Portfolio mit aufgenommen genommen hat. Per 31.07.2024 beträgt der Kurs der Nvidia-Aktie 108 Euro, was einer sagenhaften Rendite von 330,9% entspricht. Und hierbei handelt es sich nur um ein Beispiel. So befindet sich aktuell auch die sehr trendstarke Broadcom mit einer Rendite von 80,3% per 31.07.2024 im Aufbauinvestment-Portfolio (Kaufempfehlung am 31.07.2023).

Diese positiven Trendfolge-Effekte sind dafür maßgeblich, dass der boerse.de-Weltfonds nicht nur vorangegangenes Jahr eine ausgezeichnete Rendite erwirtschaften konnte, sondern auch dieses Jahr performance-mäßig ganz oben mitspielt, wie dies beispielsweise der oben angesprochene Peergroup-Vergleich zeigt.

Höhere Renditen, aber auch höhere Risiken …



Es ist logisch, dass mit solch rasanten Gewinner-Aktien auch die Volatilität im Depot zwangsläufig zunimmt. Dies lässt sich nicht vermeiden, außer man würde halt auf diese tollen Gewinner-Werte konsequent verzichten. Das Management der boerse.de Vermögensverwaltung hat sich eindeutig dafür entschieden, dies nicht zu tun.

Wie Peergroup-Vergleiche zeigen, ist der boerse.de-Weltfonds unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten ausgezeichnet positioniert, wenn er mit offensiven Mischfonds verglichen wird. Vor diesem Hintergrund sehen wir den boerse.de-Weltfonds zukünftig nicht mehr als risikoreduzierte Anlagealternative für den Ruhestand an, sondern als eher als offensiven Mischfonds mit einer attraktiven Renditeerwartung.

Für Sie als Anleger ist jedoch wichtig zu verstehen, dass sich die Anlagestrategie des boerse.de-Weltfonds nicht verändert hat! So wurde insbesondere auch in den vorangehend beschriebenen vierstufigen Ansatz zu Vermeidung von großen Aktienmarktverlusten nicht eingegriffen. Die Neupositionierung des boerse.de-Weltfonds ist ausschließlich dem Umstand geschuldet, dass mit der Aufnahme von trendstarken Gewinner-Aktien im Aufbauinvestment-Portfolio zwangsläufig auch die Volatilität (also das Schwankungsrisiko) des Fonds zunimmt. Vor diesem Hintergrund lautet der neue Slogan für den boerse.de-Weltfonds jetzt „Der Champions-Fonds für systematische Trendgewinne“. Sollten sie an einer defensiveren Fondslösung interessiert sein, so stellt der boerse.de-Dividendenfonds eine gute Alternative dar.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Freude mit Ihren Investments. Egal ob Sie defensiv, ausgewogen oder offensiv investieren, entscheidend ist ausschließlich, dass Sie sich mit dem Rendite-Risiko-Profil Ihrer Anlagen wohlfühlen!

Auf bald,

Ihr Hubert Dichtl

P.S.: Alle Kolumnen von Dr. Hubert Dichtl erhalten Sie ganz bequem im Newsletter boerse.de-Aktien-Ausblick, Deutschlands großem Börsen-Newsletter mit mehr als 150.000 Lesern. Hier kostenfrei anfordern…